WEIN
An der Südwand des Hauses wächst roter Wein
"Boskoop's Glory".
Es sind 2 alte Weinstöcke, die waren schon immer da.
So viel
süße Trauben verträgt kein Mensch,
allenfalls die
Vögel und Wespen. Also muss Konservierung her: das klassische
Mittel unserer Altvorderen nennt sich alkoholische
Gärung.
Am einfachsten lässt man den Traubensaft in irgendeinem
Gefäß um 20°C ruhig stehen, ohne dass
frische Luft
rankommt. Nach ein paar Tagen fängt es an zu gären.
Entstehender Schaum und Kohlendioxid drängen aus dem
Gefäß, um von Fruchtfliegen bevölkert zu
werden, ein
urtümlicher Duft entfaltet sich. Irgendwann hört die
Gärung auf, der Schaum trocknet und schimmelt. Dieses
Zufallsprodukt der Natur kann man nun kosten - brrr.
Der informierte Hobby-Winzer geht ganz anders vor. Er besorgt sich
passende Gefäße mit
Gär-Verschlüssen, damit
Sauerstoff und Fruchtfliegen vom Traubensaft fernbleiben. Er reinigt
alles antibakteriell und setzt Reinzuchthefen ein, damit die
Gärung mit geeigneten Hefekulturen stattfindet. Die Trauben
werden
gewaschen und von Spinnen, Stielen und Stängeln befreit. Im
Gegensatz zur industriellen Großproduktion kann eine kalte
Maischegärung gewagt werden. Maische
ist Traubenmatsch. Damit
die Maischegärung schnell in Gang kommt, kann ein
vorbereiteter
Liter Traubensaft, der bereits mit Reinzuchthefe einige Tage
vorgärt, hinein geschüttet werden. Umrühren,
Gärverschluss mit antibakterieller Sperrflüssigkeit
drauf,
ruhig stellen, warten und täglich beobachten. Die Maische
fängt in den nächsten Tagen an zu gären, im
aufsteigenden Schaum hängen jetzt auch Traubenreste, damit
muss
man irgendwie fertig werden. Wenn die Gärung
nachlässt, muss
aus der vergorenen Maische der vergorene Traubensaft gewonnen werden.
Durch ein Sieb ablaufen lassen, den Rest der Maische
auspressen
und das flüssige wieder in saubere Gefäße
abfüllen. Der vergorene Traubensaft reift jetzt zu trinkbarem
Wein
heran. Die Gärung kommt völlig zum Erliegen und
Hefeschlamm
setzt sich am Boden des Gefäßes ab, der junge
Wein wird
klar. Nun kann man den Wein vorsichtig oberhalb des
Hefeschlamms
abziehen, in gereinigte Lagergefäße geben
und in den
kühlen Keller stellen. Noch ein paar Wochen reifen lassen,
fertig!
Der obige Weinstock am Haus liefert jährlich um 20 Liter
fruchtigen hellen bekömmlichen gesunden Rotwein. Er schmeckt
sogar
und hat relativ wenig Alkohol. Es ist reiner
natürlicher
Wein, ohne Zusätze, ohne Verluste durch Erhitzung. Er
soll
garnicht gegen geschmacklich "ausgebaute" Rotweine konkurrieren. Warum
derartiger Rotwein gesund sein soll? Stichwort OPC, einfach mal nach
suchen.
Und: ich verkaufe ihn nicht.
Bild unten: ca. 17 Liter selbstgemachter Rotwein, stilvoll im
Gewölbekeller in Szene gesetzt. Auf dem 10L Weinballon erkennt
man
den Gärverschluss mit Sperrflüssigkeit, am
Gefäßboden letzter Hefeniederschlag.